Ein Jahr nach dem Jubiläum kriselte es. Es kam zu schweren Spannungen zwischen dem Vorsitzenden Robert Straub, dem Bürgermeister Bruno Butterweck und dem Dirigenten Willi Einschütz. Ganze Aktenordner sind gefüllt mit Schriftverkehr zwischen Stadtmusik, Gemeinderat, Dirigent, deutschem Blasmusikverband und leider auch Anwälten und Amtsgerichten. Selbst Stadtpfarrer Wilhelm Schuh wurde als Schlichter eingeschaltet. Dennoch war das Endergebnis, dass sich die Knabenkapelle mit Dirigent Willi Einschütz und Vorsitzendem Willi Puhlmann als selbständiger Verein von der Stadtmusik abspaltete. Für die Stadtmusik wurde daraufhin Paul Meisen, damals in Todtmoos wohnhaft, als neuer Dirigent verpflichtet. Da Paul Meisen krankheitshalber den Dirigentenstab schon bald wieder niederlegen musste, wurde der Leiter der Kurkapelle, Heinz Steinebach, neuer Dirigent. Einigungsversuche zwischen der Stadtmusik und der Knabenkapelle, später Jugendkapelle, gab es über Jahre hinweg, alle jedoch ohne Erfolg.

Im Jahre 1965 übernahm Jürgen Knop die musikalische Leitung der Stadtmusik. Nachdem der langjährige Vorsitzende Robert Straub aus Gesundheitsgründen das Amt aufgeben musste, übernahm Wilmar Thome 1969 die Leitung. Die zahlenmäßig etwas zusammengeschrumpfte Stadtmusik – der Nachwuchs blieb wegen der Abtrennung der Jugendkapelle aus – ließ sich nicht unterkriegen. Am 19. April 1970 konnte sie sich erstmals in neuen Trachten vorstellen.

Anfang Juni 1973 richtete die Stadtmusik das Bezirksmusikfest aus und setzte mit dem Programm Maßstäbe, die bei vielen nachfolgenden Festen Nachahmung fanden. Ein Höhepunkt war die Verleihung der Plakette „Pro Musica“ an die Stadtmusik. Bei diesem Fest kam es auch zum ersten gemeinsamen Auftritt von Stadtmusik und Jugendkapelle seit der Trennung, die Hoffnung auf weitere Annäherung zerschlug sich aber leider wieder. Stattdessen kam es 1973 zu einer anderen Art der Annährung: Nachdem man wiederholt ohne Trommler hatte auftreten müssen, konnte man Doris Hertweck (heute: Krex) als Schlagzeugerin gewinnen, die damals beim Musikverein in Häusern aktiv war (und es bis heute ist). Nach 112 Jahren war sie damit die erste Frau in der Stadtmusik. Der Damm war gebrochen, und in den darauffolgenden Jahren kamen weitere weibliche Mitglieder dazu. Immer mehr verpflichtete sich die Stadtmusik dem Kurort. Den ganzen Sommer über wurden Heimatabende gestaltet, als Entschädigung für die sehr beanspruchten Musiker gab es im Herbst große Ausflüge, 1974 nach Rom, 1975 nach London, 1977 nach Wien und 1978 nach Amsterdam. Die musikalische Leitung hatte nach Jürgen Knop, der für seine Verdienste zum Ehrendirigenten ernannt wurde, Ende der 1970er Jahre für kurze Zeit Edgar Wassmer übernommen. Die Proben fanden zu dieser Zeit im Keller des Rathauses statt.

Im Jahre 1979 gab es neue Anstöße zur Zusammenführung von Stadtmusik und Jugendkapelle. Die Stadtmusik war inzwischen zahlenmäßig so geschwächt, dass ein Weitermachen fast unmöglich war. Trotzdem übernahm Wilmar Thome bei der Generalversammlung am 17. Dezember 1979 noch ein letztes Mal kommissarisch den Vorsitz. Es sollte innerhalb eines Jahres versucht werden, in Gesprächen mit der Jugendkapelle eine Lösung zur Fortführung der Stadtmusik zu finden. Im Jahr 1980 fanden dann intensive Verhandlungen statt. Trotz vieler Gespräche unter Leitung von Bürgermeister Dr. Gießler und im Beisein mehrerer Gemeinderäte kam es zu keiner Annäherung. Und auch die Versuche, unter den Dutzenden von Ex-Mitgliedern der Jugendkapelle neue Stadtmusiker zu gewinnen, fielen sehr bescheiden aus. Man hätte eine Stadtmusik mit maximal 14 Spielern auf die Beine gebracht. Unter diesen Voraussetzungen wurde die seitens der Stadtmusik angestrebte Fusion von der Mehrheit der Vorstandschaft der Jugendkapelle abgelehnt. Anfang 1981 stand die Stadtmusik mit ihrer 120-jährigen Tradition damit vor dem endgültigen Aus.