Bereits zu Anfang des neuen Jahrzehntes fand eine weit reichende Veränderung innerhalb der Reihen der Jugendkapelle statt. Denn 1981 übergab Willi Einschütz, Gründer der Jugendkapelle (1958) und langjähriger Dirigent, aus Altersgründen den Dirigentenstab an Werner Schönwolf, welcher bereits seit 1972 als Vizedirigent tätig war.
Der Blasmusikverband Hochrhein veranstaltete im gleichen Jahr den „Tag der Bläserjugend“ mit Wertungsspielen für Jugendkapellen in Gurtweil. Wie im Vorjahr, beim Bundesmusikfest in Villingen-Schwenningen stellte sich die Jugendkapelle in der Mittelstufe den Wertungsrichtern. Unter Leitung von Dirigent Werner Schönwolf wurde die Stücke „Laetitia“ von Hans Hartwig und das Stück „Pavane in Blue“ von Ted Huggens vorgetragen. Die Jugendkapelle wurde, wie auch schon im Vorjahr in Villingen-Schwenningen mit einem ersten Rang ausgezeichnet. Das ausgezeichnete Ergebnis dieses Wertungsspieles brachte den Spielern und Spielerinnen großes Lob und Bestätigung. Das gute Ergebnis wurde nach der Rückkehr aus Gurtweil im Cafe „Walz“ beim dortigen Gartenfest, gebührend gefeiert.
Unter neuer „Führung“ folgte die Jugendkapelle 1981 der Einladung der gastronomischen Brüderschaft „Goute-andouille“ aus Jargeau, nahe Orléans. Nach der Unterbringung der Musikanten in einer Jugendherberge folgte eine Fahrt durch das Loire-Tal. Mit einem gemütlichen Abendessen und einem nächtlichen Bade, einiger junger und übermütiger Spieler, in der Loire, klang der erste Abend im Herzen Frankreichs aus.
Der nächste Morgen begann mit einer Stadtrundfahrt durch Orléans und einer anschließenden Toten-Gedenkfeier. Die von der Jugendkapelle perfekt gespielte „Marseillaise“ (so das Urteil der Franzosen) wurde trotz des Ernstes der Stunde vom französischen Publikum mit spontanem Beifall gewürdigt. Auch das Platzkonzert vor dem Rathaus von Jargeau, sowie die musikalische Umrahmung eines Gottesdienstes, fanden bei den zahlreich anwesenden Franzosen großen Anklang. Nach einem kurzen (ca. 1 Minute) aber doch wichtigen Fernsehauftritt der Jugendkapelle, fand der Höhepunkt des Samstagabend, das Festbankett statt. Von neun Uhr bis fast ein Uhr früh wurden auserlesene Speisen serviert. Die Brüderschaft, welche 1981 ihren 10. Geburtstag mit einem internationalen Wettbewerb zur Prämierung von besonders gestalteter Schweinewurst verband, ernannte Werner Schönwolf und den 1.Vorsitzenden Hermann Brugger zu Rittern der französischen Feinschmecker-Brüderschaft.
Das Jahr 1982 führte die Mitglieder der Jugendkapelle erneut nach Orléans. Die Stadt feierte im großen Rahmen den Geburtstag der geschichtsträchtigen Jungfrau. Mit einer Totenehrung, einigen Platzkonzerten und einem rund 3 Stunden dauernden Umzug(s) waren die Tage des Aufenthaltes in Orléans voll ausgefüllt. Hunderttausend Zuschauer verfolgten den acht Kilometer langen Gedächtniszug zum Geburtstag von Jeanne d’Arc, welcher vom Donnern der vielen Panzer und dem Tosen von vier Flugzeuge eingeleitet wurde, die dicht über den Hausdächern flogen. Trotz des kalten und regnerischen Wetters spielte die Jugendkapelle Marsch um Marsch und wurde mit tosendem Applaus belohnt. St .Blasien konnte wirklich stolz auf seinen klangvollen Werbeträger sein!
Im Juli 1983 konnte die Jugendkapelle auf ihr 25 jähriges Bestehen zurück blicken. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Kapelle 48 Musiker und Musikerinnen. Zum Jubiläumsjahr wurde eine Schallplatte mit dem Titel „ Musikgrüße der Jugendkapelle St. Blasien“ aufgenommen. Anlässlich der Feierlichkeiten wurde ein Festzelt auf dem Domplatz errichtet und ein viertägiges Festprogramm zusammengestellt. Zum Auftakt erklang eine eigens zum Jubiläum komponierte Festhymne, von Musikdirektor Willi Einschütz, dem Gründer der Jugendkapelle. Im Jubiläumsjahr wurde auch das neue Probelokal im Haus des Gastes ausgebaut und für Proben und Veranstaltungen der Musik fertig gestellt.
Der einwöchige Ausflug in den Sommerferien 83 zum Zeltlager in der Partnerstadt Saint Blaise bleibt mit seinem abwechslungsreichen Programm allen Teilnehmern in schöner Erinnerung. Am Neuchâteler See konnte man an einem Privatstrand baden (oder sich Schlammschlachten liefern), beim Sportplatz, wo wir zelteten, wurde zur Einweihung des
Clubhauses musiziert, aber auch eine sehr interessante Besichtigung einer Kartoffelfabrik unternommen.
Dank der super Betreuung von Herrmann Brugger, Werner Schönwolf, Emil Schwer, Wilma Brugger, Rosel Rieple, Anita Flügel und Irene Schönwolf waren alle bestens versorgt.
Auch im folgenden Jahr durften 34 Spieler und 5 Betreuer für eine Woche auf den gleichen Zeltplatz in Saint Blaise. Zu den Höhepunkten zählte eine Schiffsfahrt nach Murten, sowie ein Konzert vor einem Migros Einkaufcenter und gemeinsam mit der Musikgesellschaft „Helvetia“ ein Konzert im Festzelt anlässlich eines Herbstfestes der kath. Gemeinde. An den Abenden gab es Lagerfeuer mit Gitarre und Gesang oder Brett-, Karten- und Gesellschaftsspiele im Gemeinschaftszelt.
Beim Jugendlager 1985 in Wetzlar wurde vormittags geprobt und die Nachmittage mit Gruppenspielen wie Schnitzeljagd, Städtespiel, Stadtbummel oder sportliche Aktivitäten gestaltet. Eine Fackelwanderung wurde von einem Herbergsgeist begleitet dessen Klänge sehr an die Klarinette von Klaus Preißer erinnerte. Ein Tagesausflug führte nach Rüdesheim in die berühmte Drosselgasse und die anschließende Dampferfahrt entlang von Burgen und Schlössern bis St. Goarshausen.
Seit 1985 bilden die Jugendkapelle und Stadtmusik St. Blasien, jeweils als selbstständiger Verein, einen gemeinsamen Klangkörper. Von Seiten der Jugendkapelle wird die Zöglingsausbildung und Jugendarbeit übernommen, mit Vollendung des 26. Lebensjahres, der Wechsel zur Stadtmusik vollzogen.
Der erste gemeinsame Jahresausflug führte die Musiker und Musikerinnen der Jugendkapelle im Herbst 1986 nach Berlin. „Die Stimmung war prächtig und die Reise wunderschön“ erzählten einige Mitglieder im Nachhinein der Badischen Zeitung. Und das ist auch kein Wunder, denn schließlich waren die Tage mit einem interessanten Programm ausgefüllt. Man besuchte den Zoo, das Wachsfigurenkabinett sowie das Planetarium und lernte Berlin bei einer ausgiebigen Stadtrundfahrt kennen. Nach einem von Werner Schönwolf organisierten Gespräch mit einem Mitarbeiter der Bundesanstalt für gesamtdeutsche Aufgaben besuchten die Reisenden das Museum „Checkpoint Charlie“ und natürlich auch ein Besuch in Ost-Berlin durfte nicht fehlen. 46 Spieler und Spielerinnen hatten sich auf den Weg gemacht um die Weltstadt zu erkunden und brachten jede Menge neue Eindrücke mit nach Hause. Der Ausflug in die DDR war für die Musikanten durchweg eindrucksvoll, vor allem die Berliner Mauer wurde mit großem Staunen betrachtet. Einen bleibenden Eindruck hinterließ jedoch auch das damit verbundene unangenehme Grenzerlebnis. Denn die von weit her angereisten „Kleinstädter“ mussten erfahren, dass ein in mühseliger Heimarbeit, mit Tesafilm geflickter und restaurierter Kinderausweis, bei der Einreise in die DDR nicht anerkannt wird. Es musste ein Transitvisum und ein Tagesschein für den Besuch in Ost-Berlin ausgestellt werden. Außerdem wurden neue Passbilder und das Ausfüllen unzähliger Formulare verlangt bis endlich die komplette Gruppe die Grenze überschreiten durfte. Und das alles wegen eines Streifen Tesafilms! Nach weiteren Erlebnissen und einer anstrengenden und weiten Heimfahrt waren sich jedoch alle einig, dass Berlin wirklich eine Reise wert ist.
Im Frühjahr 1988 führte eine Werbeaktion der Stadt St. Blasien 55 Mitglieder der Jugendkapelle und Stadtmusik nach Hamburg. Der Jahresausflug wurde mit Auftritten bei der Touristik-Messe Hamburg verbunden. Nach einer Hafenrundfahrt wurde eine Pressekonferenz der Verkehrsgemeinschaft Schwarzwald musikalisch umrahmt. Besuche des Fernsehturms, der Reeperbahn und des Hamburger Fischmarktes rundeten die Fahrt in den hohen Norden kulturell und freizeitlich ab.